Das Buch

Meine lieben, herzigen Lieblinge Lucie und Erich!!
Hocherfreut hatte mich Euer süsser Glückwunsch in Form von einer schönen Bonboniere u. wohlschmeckenden Inhalts. Auch für das liebevolle Briefchen sage ich Euch (endlich) hierdurch vielen herzlichsten Dank! Ich habe mich über Beides riesig gefreut u. habe die prächtigen Süßigkeiten mit bestem Appetit u. bei Wohlbefinden baldigst u. ganz allein verspeist. Aber die Pralinen u. auch die Blumen haben fein geschmeckt!…

Als Anna Lorenz am 5. Mai 1930 diesen Brief an ihre beiden Kinder schreibt, lebt sie bereits elf Jahre lang in psychiatrischen Einrichtungen in Sachsen. Vermutlich leidet sie an Schizophrenie, eine psychische Erkrankung, für die es damals noch keine Therapie gibt.
Trotz der langen Krankheit und dem schwierigen Leben in den Anstalten verfasst sie bis zu ihrem Lebensende bemerkenswert einfühlsame, liebevolle Briefe an ihre Kinder Lucie und Erich.

In meiner Familie wird über diese schwierige Lebensgeschichte lange nicht gesprochen. Im Herbst 1994 erfahre ich durch einen Zufall davon. Als mein Großonkel Erich mir nach langem Zögern im Sommer 2007 die erhaltenen Familiendokumente übergibt, beginne ich mit der Spurensuche.
Aus den Mosaik-Steinen entsteht die Biografie meiner Urgroßmutter, die im Sommer 2010 erschienen ist.

Daniela Martin

„… die Blumen haben fein geschmeckt“. Das Leben meiner Urgroßmutter Anna L. (1893-1940)
Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dresden 2010 (Reihe: Lebenszeugnisse – Leidenswege, Heft 21) ISBN 978-3-934382-23-7, 112 Seiten, 8,50 Euro (ggf. plus Porto)

Erhältlich in jeder Buchhandlung als Verlagsbestellung, über die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein oder über den Online-Shop der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.